Pferde - Heiler? Eine kritische Auseinandersetzung.

Die Heilkraft der Pferde, Pferde als Spiegel, Pferde als Heiler, das Pferd als Seelenpartner, das Pferd als Lehrer...

All das sind Formulierungen, die mittlerweile schon sehr häufig mal da und mal dort zu hören sind. Bei mir lösen diese jedes Mal ein hin und her aus, denn ich habe den Eindruck oft werden diese Dinge hinaus geworfen ohne zu hinterfragen, was denn damit tatsächlich gemeint ist. Aber ja, es geht um das Lebewesen Pferd, ein Lebewesen, daher ist es aus meiner Sicht immer wichtig weiter zu fragen und zu forschen, was ist denn tatsächlich gemeint damit?

Nachdem ich ein Mensch bin, der immer bereit ist kritisch zu hinterfragen auch bei sich selber und weiter zu forschen - hier ein Versuch meine Gedanken dazu auf den Punkt zu bringen!

Heilung in der Arbeit mit den Pferden? Ja! Das kann ich nach fast 15 Jahren Arbeit mit den diesen wunderbaren Wesen bestätigen. Es ist wunderschön, welche tief bewegende Momente mit den Pferden entstehen können und wie heilsam diese sind!

Pferde als Heiler? Nein! Da braucht es aus meiner Sicht eine klare Differenzierung. Denn wenn ich mit dieser Haltung zu den Pferden gehe, dass sie meine Heiler sind? Dann stülpe ich seine sehr große Erwartung über die Pferde UND gebe die Verantwortung für mich und meine Geschichte ab.

Ein Pferd ist aus meiner Sicht erstmals ein Tier. Und hat fundamentale Grundbedürfnisse als Tier und es zu vermenschlichen tut ihm sicher nicht gut.  

Wir Menschen haben das Bewusstsein, dass wir uns aktiv unsere Themen zuwenden können, daher beginnt Heilung immer erst bei uns und nicht umgekehrt.

Ja, aber wie jetzt, fragst Du vielleicht. 

Heilung kann passieren, muss aber nicht.

Das was wir als heilsam in der Begegnung mit den Pferden empfinden ist, dass sie Ebenen in uns berühren, die wir so lange vergessen haben, verdrängt haben! Diese Teile in uns, die immer schon waren - wir haben sie einfach vergessen oder verlernt als Teil unseres Lebens zu integrieren. Die Pferde schaffen nichts neues in uns - aber durch ihr da sein im Moment ohne dem verstandesgeleiteten Leben, welches so überhand genommen hat in unserer Gesellschaft, berühren sie diese Erinnerung in uns, dass wir mehr sind als Verstand! Dass es in uns weitere Räume des Seins gibt!

Ich finde es sehr wichtig, hier ganz klar zu differenzieren und sich dessen bewusst zu sein! Denn sonst passiert es sehr leicht, dass wir den Pferden Rollen überstülpen.

Und gerade wenn wir uns dessen bewusst sind, dass wir selber die Verantwortung für den Umgang mit unseren Themen haben UND soviel mehr sind als uns oft bewusst ist, können wir beginnen uns anzunähern an einer Begegnung auf Augenhöhe mit den Pferden... und diese Begegnungen sind umso vieles wertvoller, denn sie entstehen aus Leben berühren in der Tiefe!

Mein Fazit: Pferde berühren uns, schon aufgrund unserer langen gemeinsamen Geschichte. Lassen wir uns berühren von ihnen, und lassen ihnen dennoch den Raum Pferd zu sein - dann lernen wir wahrscheinlich sehr viel über unser eigenes Mensch sein!

Also trau Dich zu hinterfragen - es braucht Mut und die Offenheit einer vielleicht auch kritischen Reflexion sich selber gegenüber. Immer und immer wieder, Schicht für Schicht!